Ulrike Adler
hatte im Jahr 2000 die Vision, die klassischen Strukturen im Kunstmarkt
aufzureißen und mittels elektronischer Medien zeitgenössische Kunst mehr
Menschen nahe zu bringen. Im Mittelpunkt stand die 2001
gelaunchte Seite www.BigArt.de, eine Plattform, auf der Künstler und
Galeristen ihre Kunstwerke präsentieren und zum Verkauf anbieten
konnten. Es war die erste professionelle Internetgalerie Deutschlands,
insbesondere durch den Fokus auf Originalkunstwerke von jungen und etablierten
Künstlern. Bereits nach einem Jahr wurden 50 Künstler mit 1200 Werken
präsentiert. Zielgruppe von BigArt waren primär Privatpersonen. Die
Seite richtete sich weniger an erfahrene Kunstsammler und –liebhaber,
sondern eher an neue Käuferschichten und insbesondere junge Leute, die
Sammler von morgen, die schon mit großer Souveränität im Internet
unterwegs waren. Ziel war es, deren Schwellenangst vor Galerien über das Internet
abzubauen und sie so an Kunst heranzuführen.
BigArt hatte es sich zum Ziel gesetzt, mittels neuer Medien die
Kommunikationsprozesse im Kunstmarkt zwischen Interessenten und Anbietern
zu verbessern bzw. neuartige zu ermöglichen. Galerien- und
Künstlerseiten im Internet waren nichts Neues. BigArt ging jedoch mit
folgenden innovativen Ideen an den Start:
• BigArt führte die virtuelle und reale Kunstwelt zusammen
(Multichannel-Ansatz)
• Es war eine Portalidee auf die Bedürfnissen der Kunden zugeschnitten
(siehe Punkt Navigation) - BigArt wurde unter anderem für die innovative
Navigation und das schönste Design vom iF (International Forum Design,
Hannover) 2002 ausgezeichnet.
• BigArt positionierte sich ganz bewusst nicht als anonymer Onlineshop,
bei dem Kunstwerke nur im Internet bestellt und dann ausschließlich per
Post geliefert werden. Die Unternehmensvision hinsichtlich der aktiven
Kundenbetreuung sowie die lokale Verankerung (Kooperationen mit
Künstlern und Galerien) ermöglichte es vielmehr, den Kunden einen bestmöglichen und persönlichen
Service bieten zu können.
• Die Betreuung der Kunden vor Ort und zahlreiche Kunstevents rundeten
das Angebot ab: Atelierbesuche, diverse Ausstellungen in Unternehmen
und in temporär angemieteten Räumlichkeiten, Beratung auf
Kunstmessen. Kunst wurde erlebbar, greifbar und durch Gespräche mit
Künstlern
verständlicher.
• Persönliche Beratung vor Ort mit Laptop und Beamer durch Projektion der
Kunstwerke im richtigen Größenverhältnis an die Wunsch-Wände
• Kunstinformationen per SMS abrufbar: mobiler SMS-Service zum
e-Mail-Versand von Visitenkarten, Ausstellungseinladungen und Künstler-
informationen
• Lieferung zahlreicher Hintergrundinformationen zum Kunstmarkt und zu den
betreuten Kuenstlern auf der Webseite und via Newsletter
• Kooperationen mit mit On- und Offline-Kunstzeitschriften,
Frauenmagazinen
BigArt vernetzte den noch sehr lokalen Kunsthandel mit dem
Online-Shopping und führte dabei die Vorteile der virtuellen und realen
Welten zusammen: Internet als optimales Informationsmedium mit einer
persönlichen Betreuung und Beratung. Beide Welten wuchsen zusammen.BigArt positionierte sich als ein lokal verankertes Kunstschaufenster im
Internet.
BigArt.de war eine Portalidee mit den Bedürfnissen der Kunden als
Startpunkt bei der Navigation! Mit einer auf den ersten Blick ungewöhnlichen Navigation
wollte BigArt sowohl ein ausgiebiges Surfen als auch zielgerichtetes
Suchen nach Kunstwerken ermöglichen.
Onlinekäufer kennen häufig ihre Präferenzen und wissen sehr genau, was
sie suchen, z.B. ein Kunstwerk mit Blau als dominierender Farbe, ein
minimalistisches oder realistisches Werk oder eine Holzskulptur. Sie
möchten vor diesem Hintergrund mit dem "virtuellen Stöbern" beginnen und
sich dann treiben lassen.
Bei BigArt mussten Interessenten nicht gelangweilt unbekannte Namen von
Künstlern anklicken, vielmehr wurde schon vorab eine leicht bedienbare
Filterung und Auswahl von Kunstwerken ermöglicht. BigArt begegnete dem Kunden mit
einer vereinfachten Kommunikation, in seiner Sprachwelt und überforderte
ihn nicht mit gedrechseltem Kunstjargon. BigArt baute Hemmschwellen beim
Zugang zu Kunst ab.
Der Veranstalter von Innovative eCommerce-Anwendungen in Niedersachsen
schrieb: "Unter
http://www.bigart.de fand sich die für die Jury innovativste Navigation
im gesamten Wettbewerb, in der Farbe als Orientierungsmetapher
eingesetzt wurde, um ein Kunstmarktangebot klar und umfassend
darzustellen. Die Fülle der Informationen, beispielsweise über die
einzelnen Künstler, wird leicht zugänglich gemacht und das Seitendesign
ist ausgesprochen übersichtlich."
In guter alter Internetmanier mit
BigArt-T-Shirt auf einer Messe
Der
Sprung ins kalte Wasser für
den Stern
Vernissage 2003 mit Klaus
Wanker, ca.
350 Gäste
Lufthansa Exclusive Magazin
Preis Multimedia 2001 des Bundesministeriums für Wirtschaft und
Technologie (BMWi)
Preis Innovative eCommerce-Anwendungen in
Niedersachsen 2002
1. Platz BJU Gründerwerkstatt, 2003 1. Platz Ideen-Wettbewerb der Stadt
Mühlheim/Main 2002
3. Platz Branchenbezogene E-Business-Lösungen
2003, Land Hessen 3. Platz FIT FOR BOSS 2002 von DMEuro und den
Wirtschaftsjunioren Deutschland
ERFAHRUNGEN
Die Ursprungsidee bezog auch andere Unikate
wie Designprodukte (bigdesign.de) mit ein, Kreative sollten über die
Region hinaus bekannt werden. Doch Anfang des Jahrhunderts hatten
die wenigsten Digitalkameras geschweige denn waren sie geübt darin,
Fotos zu bearbeiten und Produkte ins Netz zu stellen. Heute nutzt
jedes Kind Ebay, Craigslist, Amazon oder Dawanda.
Reine Internetgeschäfte wurden nur bis zu Werten von wenigen 1000 Euro
getätigt. Der Verkauf von Originalen von unbekannten jungen
Künstlern im Internet war nicht einfach. Effektiver war das Internet
bei der Herstellung von Erstkontakten. Es erschloss neue
Käuferschichten, insbesondere junge Kunden.
Schon im zweiten Geschäftsjahr stieg der Umsatz der kombinierten On-
und Offlineaktivitäten auf einen sechsstelligen Euro-Betrag.
Nach diversen Events wurde im Herbst 2003 in Frankfurt/Main ein
Showroom für Werke von BigArt-Künstlern angemietet. Aus der
e-Commerce-Plattform erwuchs dort durch die enge Zusammenarbeit mit
Künstlern schnell eine klassische Galerie: die Galerie ADLER in
Frankfurt und 2006-2008 ein Projektraum in New York.
Verheiratet mit einem Amerikaner lebt sie heute nördlich
von New York, verbringt jedoch viel Zeit in Europa. Ihren weiteren Wegegang finden Sie auf auf Xing und Linkedin.